Hydrolyse-Pyramide
In den Beiträgen zu Konditionierung und Polyamid habe ich kurz das Thema Hydrolyse gestreift: Zu hohe Temperatur und lange Zeit in Wasser schädigen die Molekülketten, was als Hydrolyse oder hydrolytischer Abbau bekannt ist.
Welche Kunststoffe sind betroffen? Viele hydrolyseempfindliche Kunststoffe sind Polykondensate, dazu gehören Polyester (PBT, PET), Polyamide und Polycarbonate.
Der Prozess der Hydrolyse verläuft unter normalen Umgebungsbedingungen sehr langsam. Bietet die Umgebung dauerhaft Wasser an, wird die Hydrolysegeschwindigkeit durch die Temperatur bestimmt. Kritisch werden Temperaturen ab etwa 70°C für PC, etwa 100°C für PA.
Bei vielen Anwendungen treten also nie Probleme auf. Wenn es um Produkte wie Kühlmittelleitungen (dauerhafter Kontakt mit heißem Wasser) geht, findet das Thema die benötigte Aufmerksamkeit und es werden speziell optimierte Kunststoffe eingesetzt, zB Grivory HT1VA oder KEBATER PBT BFY.
Ich habe mir die Frage gestellt, bei welchen Produkten das Phänomen vielleicht auftritt und man es gar nicht mitbekommt. Dabei bin ich auf einen Fall gestoßen, bei dem ich es gar nicht erkannt habe:
Ich hatte ein altes Paar Sicherheitsschuhe, dass ich in der Garage lagerte, für den berühmten Zeitpunkt: irgendwann brauche ich die vielleicht noch. Der Zeitpunkt kam dann tatsächlich und als ich die Schuhe anziehen wollte, zerbröselte die Sohle buchstäblich. Ich dachte mir nicht viel dabei und habe es nicht weiter untersucht. Heute bin ich mir recht sicher, dass es sich um eine Sohle aus PU (Polyurethan) auf Basis von Polyester-Polyol gehandelt hat.
Die Luftfeuchtigkeit und der Zeitraum von einigen Jahren hat hier ausgereicht. Die Schuhhersteller empfehlen ganz uneigennützig einen regelmäßigen Austausch, bei Wanderschuhen wähle ich sowieso lieber Gummisohlen und lagere trocken und dunkel.
Kennst Du eine Spritzguss-Anwendung, bei der die Hydrolyseempfindlichkeit unterschätzt wurde?
Ich freue mich über jede Rückmeldung und Vernetzungsanfrage.
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